Monday, October 12, 2009

Essenskultur

Gutes Essen und Amerika? Ein Widerspruch? Jein.

Wieder einmal zeigt sich, was für ein riesiges Land die USA sind. Es gibt nichts, was es nicht gibt und eine unglaubliche Spannbreite an Varianten und Vorlieben.

Hauptunterschiede im Ablauf: Wasser gibt es umsonst, schmeckt aber oft nach Chlor. Service ist nicht inklusive und mit 15-20% zu veranschlagen. Wenn man nichts mehr bestellt, bekommt man die Rechnung, zum Plaudern sitzen bleiben ist nicht erwünscht.

Natürlich gibt es sie, die großen Fastfood-Ketten: McDonald's, Taco Bell und Hooters. Billig, eklig, verfettend. Und es gibt auch viele Leute, die sich vorwiegend davon ernähren.

Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass das durchschnittliche Essen in den USA schlechter ist. Fast Food und Sandwichs (in Kombination mit Chips) sind gesellschaftlich weit mehr akzeptiert als bei uns. Gemüse tritt neben Fleisch und Stärke (fast immer in der Form von French Freedom Fries) eher selten auf.

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Frittieren ist trumpf. Und Burger/Sandwichs Bestandteil fast jeden Kochbuchs und jeder Frauenzeitschrift. Es gibt sogar ein Wafflewich, bei dem man statt des pappigen Burger-Brötchens eine fette Waffel verwendet.

Etwas seltsam mutet auch das Turducken an, ein Kunstwort aus turkey, duck und chicken. Es handelt sich um einen Truthahn, der ausgenommen und mit einer Ente gefüllt wird. Die Ente wurde auf gleiche Weise vorher mit einem Huhn versehen.

Doch halt. Auf der anderen Seite gibt es auch eine Fülle von exzellentem Essen, wenn man ein bisschen danach sucht und abseits der ausgetretenen Pfade wandelt.

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Man kann sowieso alles kaufen. Von organischen (=bio) Mohrrüben bis zu exotischen Spezialitäten. Wenn man also selbst kocht, ist alles möglich.

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In Seattle gibt es viele asiatische Einwanderer. Daher gibt es hier sehr gutes thailändisches, vietnamisisches, chinesisches (Nord und Süd), ... Essen — und phantastisches Sushi. (U.a. mit Geoduck.)

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Genauso findet man aber z.B. auch hervoragendes französisches oder italienisches Essen.

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Ich habe u.a. tolle Salate hier gegessen, wunderbares Wildschweinsteak, Crepe und geschmolzenen Camembert oder perfekten Fisch mit einwandfreiem aufmerksamen und unaufdringlichem Service.

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Sogar exzellentes Baguette, Croissants und Pain au Chocolat gibt es hier in der Bakery Nouveau.

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Und die Getränke? Dass ich die microbrews aus Seattle und Portland für die besten Biere der Welt halte, hat man ja vermutlich schon gemerkt.

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Doch wie sieht es mit dem Kaffee aus? Auch hier gibt es beides. Der amerikanische Standardkaffee ist eine relativ durchsichtige Angelegenheit. Dann gibt es Starbucks, die guten Kaffee groß gemacht haben. Vielen ist er jedoch viel zu stark geröstet, und auch die Zugabe von Sirup aller Arten ist nicht jedermanns Sache. (Obwohl ich z.B. den Pumpkin Spice Latte klasse finde.)

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Gerade in Seattle gibt es aber eine richtige Kaffeeszene mit vielen verschiedenen kleinen Cafes und Röstereien, die Kaffee produzieren, der es locker mit Italien aufnehmen kann.

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Manche nehmen es sogar sehr sehr genau damit. Obiges Foto zeigt ein "Cupping" bei den Stumptown Coffee Roasters, bei dem wir verschiedene Kaffeesorten riechen, schlürfen, schmecken konnten. Der Typ, der das ganze mit uns gemacht hat, war ein richtiger Kaffeefreak.

Fazit: Im Schnitt ist das Essen hier weniger gut würde ich sagen, auf der anderen Seite hatte ich hier aber auch einige der besten kulinarischen Erfahrungen, die ich je hatte. Trotzdem freue ich mich auch auf die europäische Küche.

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