Sunday, October 18, 2009

#100

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Ich bin zurück. 100 Blogpostings. Was sonst?

  • 1000 neue Eindrücke
  • 894 Fotos auf Flickr
  • 165 Tage in Seattle
  • 150 USD für Übergepäck
  • 93 Facebook-Kontakte aus Seattle
  • 80 EUR an sipgate
  • 58 Fotoalben auf Facebook
  • 30 gefundene Geocaches
  • 23 Wochenenden
  • 11 Abteilungskollegen
  • 7 Bücher und 4 Reiseberichte/-führer
  • 5 Kinobesuche
  • 3 neue Handys
  • 2 Mietwagen
  • 1 neue Kamera


Damit beschließe ich feierlich diesen Blog.

Seattle, I love you.



The End.

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Saturday, October 17, 2009

Olympic NP II

Ein zweiter Ausflug zum Olympic National Park. Beim letzten Mal hatten wir uns die Bergregion angeschaut, die nah an Seattle liegt. Der Nationalpark hat aber noch zwei weitere einzigartige Landschaften zu bieten, so dass Alex, Amanda, Björn, Charlene, Hendrik, Jose und ich ein Wochenende dafür benutzten, um auch diese zu erkunden.

Der Hinweg zieht sich etwas. Erst muss man mit der Fähre über's Wasser, wir haben nach Kingston übergesetzt. Dann eine ganze Weile fahren, bis es einen schönen Stop am Lake Crescent gibt.

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Unser Ziel für den Tag war der gemäßigte Regenwald Hoh Rain Forest. Sehr einzigartig und sehr grün. Viel Niederschlag, aber Durchschnittstemperaturen von lediglich 4-12 Grad Celsius.

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Der Hall of Mosses Trail führte uns an den "Sehenswürdigkeiten" vorbei.

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Hätten wir uns damit besser ausgekannt, wäre es auch eine ideale Zeit zum Pilze-Ernten gewesen.

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Danach ging es weiter zu unserem Motel "Dew Drop Inn" in Forks. Das Kaff ehemalige Holzfällerdorf hat gerade mal 3.000 Einwohner, ist aber günstig gelegen — und spielt eine zentrale Rolle im Buch (und Film) "Twilight" (deutsch: "Bis(s) zum Morgengrauen"), was die Bekanntheit enorm gesteigert hat. Alles ist "Twilight" gebrandet, und Souvenirs gibt es an jeder Ecke.

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In der Nacht gab es Frost! Der erste, den ich dieses Jahr gesehen habe. Am nächsten Morgen ging es weiter Richtung Küste. Nach einem Abstecher an den Strand von "La Push" und das nahe gelegene Indianerdorf...

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...sind wir weiter Richtung "Second Beach" gefahren. "Fantasievoller" Name. Aber die Natur spricht für sich.

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Nicht nur die Landschaft ist atemberaubend (ich hätte nie gedacht, dass ein Strand so schön sein kann).

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Auch die Fauna ist spektakulär. (Obwohl das, was wir gesehen haben, angeblich noch gar nichts im Vergleich zu dem ist, was man bei einer Springebbe sehen kann.)

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Man erkennt auf dem Foto Seesterne verschiedener Farben und Anemonen, die sich lustig am Finger festsaugen, wenn man sie berührt.

Ich habe dann noch ein kleines unfreiwilliges Bad genommen, weil ich alles ganz aus der Nähe sehen wollte. Zum Glück war das Wasser noch relativ warm, und die Sonne wärmte uns gut.

Um zum nächsten Strand zu kommen, mussten wir den Weg oberhalb des Kliffs nehmen.

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Die Mühe lohnte sich dennoch.

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Underground Tour

Seattle hat eine sehr kuriose Geschichte. Viele der Gebäude wurden nah am Wasser gebaut, da sich dort gut Geschäft machen ließ und die guten Hanglagen bereits vergeben waren. Leider gab es dort oft nasse Füße, manche Leute bauten ihre Häuser sogar auf Stelzen.

Als Ende des 19. Jhd. ein großer Brand die Häuser vernichtete, beschloss man, Abhilfe zu schaffen. Zunächst wurden die Häuser wieder aufgebaut, anschließend aber der Platz zwischen diesen aufgeschüttet, um die Straße höher zu legen. Klingt komisch, ist aber so. Das Erdgeschoss der Bauten wurde damit automatisch zum Untergeschoß.

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Um nicht die ganze Straße füllen zu müssen, wurde das nur bei der Fahrbahn gemacht, die Bürgersteige blieben "innen hohl". Diese Hohlräume wurden auch gerne mal zum Schmuggeln oder für sonstige illegale Aktivitäten genutzt, sind aber heute in der "Seattle Underground Tour" zu besichtigen.

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Man bewegt sich unterirdisch von Block zu Block und kann teilweise sogar noch komplette unterirdische Fassaden sehen — order zumindest Reste davon.

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Museen

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Das Museum of Flight ist das zweite Museum von Boeing. Es widmet sich mehr der Geschichte der Fliegerei.

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Im Freigelände kann man eine Concorde (Cockpit auf dem Foto) besichtigen und eine alte Boeing 707 Airforce One, also Präsidentenmaschine.

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Im Inneren gibt es Ausstellungen über die Entwicklung der Fliegerei, die ersten Postflugzeuge, Kampfflugzeuge im 2. Weltkrieg und viel Raumschiff- und Weltraum-Kram. Am faszinierendsten für mich war allerdings die Haupthalle mit vielen Flugzeugmodellen aller Epochen.

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Neben den Unterschieden zwischen einer F-4 und einer MiG-25 habe ich u.a. gelernt, dass es vor der berühmten V2 auch eine selbstfliegende Bombe namens V1 gab. Diese stellte allerdings den bemerkenswerten Rekord auf, mehr Leute bei der Herstellung umgebracht zu haben als beim eigentlichen Einsatz.

Ein besonderes Schmankerl war es für mich, im Cockpit eines SR-71 Blackbird sitzen zu können, dem vermutlich schnellsten Flugzeug, was jemals in Serie gebaut wurde. Viele andere Rekorde hat der schwarze Vogel ebenfalls in den 70ern aufgestellt, die seitdem ungebrochen sind.

Ein anderes Museum ist das Kombimuseum EMP/SFM aus "Experience Music Project" und "Science Fiction Museum", das sich hinter diesem Graswall versteckt.

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Das Gebäude selbst ist sehr modern und sieht etwas "zerdötscht" aus.

Monorail | Station arrival

Das SFM ist ziemlich klein, man kann Yoda und ET anschauen.

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Das EMP dagegen macht großen Spaß. Man kann viel ausprobieren, Instrumente spielen, DJen lernen oder seinen eigenen Song mixen.

Die Quelle des Geocaching

In meiner letzten Woche in Seattle habe ich noch etwas Spannendes erlebt. Beim Fahren auf der 2nd Avenue fiel mir ein Schild "groundspeak" ins Auge. Das ist die Firma, die die größte Seite für Geocaching betreibt.

Direkt mal geparkt und nachgeschaut. Die Tür war verschlossen, die Rezeptionistin Dani machte mir aber sofort auf. Ein Geschäft für Geo-Schnickschnack war es leider nicht, sondern die Zentrale der Firma. Ich wusste bis dahin gar nicht, dass die aus Seattle ist.

Interessant wurde es, als sie mich fragte, ob ich denn direkt hier einen Cache suchen wolle, sie gebe mir 30s. Schnell war die Schatztruhe vor dem Schreibtisch identifiziert. Es ist der (geheime) Cache GCK25B, den nur findet, wer zufällig an die Tür klopft. Nette Idee und ein paar Travelbugs mit auf die Reise genommen.

Tuesday, October 13, 2009

Victoria, BC

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Ein Ausflug nach Victoria, BC, Canada. Die Stadt liegt auf der Halbinsel Vancouver Island, die am westlichen Rand von Canada weit nach Süden ragt. Victoria liegt geografisch fast direkt "neben Seattle", nur durch die Juan-de-Fuca-Straße getrennt — viel näher also als z.B. Vancouver oder Portland.

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Für den Hinflug wählten wir ein Wasserflugzeug, womit ich mir einen Traum erfüllen konnte. Und der Flug war phantastisch!

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Eingecheckt wurde mitten in Seattle im Hafen. Es war eine de-Havilland-Maschine, und ich durfte neben dem Piloten im Cockpit sitzen. Das Gepäck war auf 12kg beschränkt, wurde aber nicht geröntgt. (Schreibt man das so?) Einweisungen gab's auch so gut wie keine.

Dann ging's los. Das Flugzeug ratterte gemütlich schaukelnd auf den Lake Union hinaus. Dann Drehzahl und beschleunigen. Das Wasser spritzte unter den Kufen, bis sich der Vogel gemächlich in die Luft erhob. Bald war ich froh über die ausgehändigten Ohrenstöpsel.

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Während der Pilot gelassen einhändig das Flugzeug manövrierte, genoss ich die ungewohnte Perspektive auf Seattle, die Olympic Mountains und den Puget Sound. Auf dem Foto oben sieht man den Gas Works Park. Es klingt vielleicht kitschig, aber das ganze war total ergreifend für mich, vor allem bei meiner Liebe für kleine Maschinen.

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Der Flug war angenehm, nur leichtes Geschaukel, und ich konnte beobachten, wie der Pilot über eine turbulente Zone hinüberstieg. Nach ca. 45min war es dann Zeit für die Landung. Irgendwie hatte ich erwartet, dass das Berühren des Wassers so ein Flugzeug ganz schön abbremsen muss, das Aufsetzen war jedoch butterweich, und wir schipperten dann in den Hafen von Victoria.

Die Stadt ist "nett". Nicht spektakulär, nicht groß, aber "very British". Zentrum des Geschehens ist das klassisch-pompöse Empress Hotel (Foto), das aber leider ausgebucht war. Wir mieteten Fahrräder und erkundeten die Stadt. Neben der Küste und Chinatown war das Schloss die Hauptattraktion.

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Nach einem Tag waren wir allerdings "durch" mit Victoria, so dass wir am nächsten Tag eine abenteuerliche Busfahrt zu den "Butchart Gardens" unternahmen. Dort hat ein reicher Engländer einen alten Steinbruch in blühende Gartenlandschaften verwandelt. Es gibt einen Rosengarten, einen japanischen Garten, hängende und versunkene Gärten und ein sehr nettes Restaurant im Kolonialstil. Sehr omahaft, aber auch sehr sehr schön.

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Kulturell unterscheidet sich Victoria zum einen von Seattle, da man natürlich das metrische System verwendet, einen leicht anderen Dialekt spricht und z.B. "washrooms" statt "restrooms" für's stille Örtchen sagt. Aber Victoria ist auch anders als Vancouver, ich habe mich oft wie in Europa gefühlt, ohne genau beschreiben zu können warum. Es war vermutlich eine Mischung aus den Leuten ("europäischer" gekleidet, reservierter), der Sprache (französischer Einfluss auf viele Namen) und den Restaurants (weniger auf Effizienz ausgerichtet). Und die typisch englischen "Butchart Gardens" haben ihr Übriges getan.

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Damit's nicht zu langweilig wird, nahmen wir auf dem Rückweg den "Victoria Clipper IV", eine Katamaran-Schnellfähre. Die Geschwindigkeit ist beeindruckend, so dass das Schiff die Strecke zurück nach Seattle in 2,5h schafft.

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Nette Anekdote: Die Immigration in die USA erfolgte bereits im Hafen von Victoria. Alle Papiere ok, was irgendwie immer wieder eine Erleichterung ist. Ich bekam auch ein neues I-94 Einreiseformular. Auf diesem trug die Beamtin unter "country of citizenship" doch tatsächlich "Germany (West) Federal Republic" ein. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es diesen Staat seit 20 Jahren nicht mehr gibt und frage mich, ob sie bei einem Serben auch "Yugoslavia" eingetragen hätten? Oder bei jemandem aus Weimar "German Democratic Republic"?

Monday, October 12, 2009

Maui, HI

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HI ist der Staat Hawaii. Die Flüge waren sensationell günstig, so dass ich die Gelegenheit genutzt habe, dort eine Woche zu verbringen. Genau genommen ist es ein Inlandsflug, was das ganze sehr einfach gemacht hat. Mehr als meinen US-Führerschein musste ich nie zeigen. Hier nochmal ein schöner Blick beim Abflug auf Mt. Rainier.

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In aller Kürze ein paar Eindrücke: Maui ist relativ ruhig, bietet aber eine gute Mischung aus Dingen, die man tun kann. Die Sonnenuntergänge sind z.B. fantastisch.

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Auch über die Strände kann man sich nicht beklagen.

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Und Wellenreiten ist ja fast schon ein Muss!

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Auf der anderen Seite gibt es das dschungelige Innere...

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...und die wilde Küste.

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Ich bin gewandert und habe dabei frische Guaven gepflückt und gegessen.

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Ist diese Pflanze nicht beeindruckend?

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Auch Hippiefeste und FKK-Strände gibt's. Vor allem letzteres ist sehr untypisch für die USA und streng genommen nicht erlaubt.

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Eine der Hauptindustrien neben dem Tourismus ist der Zuckeranbau.

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Auf dem Foto sieht man die riesigen Laster (ein Reifen ist viel höher als ich es bin), die das Zuckerrohr in die Fabrik bringen.

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Und dann gibt es natürlich noch dem über 10,000ft hohen ehemaligen Vulkan Haleakala mit einem Observatorium auf der Spitze.

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Von dort aus habe ich eine tolle Wanderung hinunter in den ehemaligen Vulkankessel gemacht.

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Das Panorama wirkt in groß natürlich viel besser.

Wenn ihr noch mehr Fotos sehen möchtet, findet ihr hier ein paar weitere.

Essenskultur

Gutes Essen und Amerika? Ein Widerspruch? Jein.

Wieder einmal zeigt sich, was für ein riesiges Land die USA sind. Es gibt nichts, was es nicht gibt und eine unglaubliche Spannbreite an Varianten und Vorlieben.

Hauptunterschiede im Ablauf: Wasser gibt es umsonst, schmeckt aber oft nach Chlor. Service ist nicht inklusive und mit 15-20% zu veranschlagen. Wenn man nichts mehr bestellt, bekommt man die Rechnung, zum Plaudern sitzen bleiben ist nicht erwünscht.

Natürlich gibt es sie, die großen Fastfood-Ketten: McDonald's, Taco Bell und Hooters. Billig, eklig, verfettend. Und es gibt auch viele Leute, die sich vorwiegend davon ernähren.

Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass das durchschnittliche Essen in den USA schlechter ist. Fast Food und Sandwichs (in Kombination mit Chips) sind gesellschaftlich weit mehr akzeptiert als bei uns. Gemüse tritt neben Fleisch und Stärke (fast immer in der Form von French Freedom Fries) eher selten auf.

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Frittieren ist trumpf. Und Burger/Sandwichs Bestandteil fast jeden Kochbuchs und jeder Frauenzeitschrift. Es gibt sogar ein Wafflewich, bei dem man statt des pappigen Burger-Brötchens eine fette Waffel verwendet.

Etwas seltsam mutet auch das Turducken an, ein Kunstwort aus turkey, duck und chicken. Es handelt sich um einen Truthahn, der ausgenommen und mit einer Ente gefüllt wird. Die Ente wurde auf gleiche Weise vorher mit einem Huhn versehen.

Doch halt. Auf der anderen Seite gibt es auch eine Fülle von exzellentem Essen, wenn man ein bisschen danach sucht und abseits der ausgetretenen Pfade wandelt.

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Man kann sowieso alles kaufen. Von organischen (=bio) Mohrrüben bis zu exotischen Spezialitäten. Wenn man also selbst kocht, ist alles möglich.

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In Seattle gibt es viele asiatische Einwanderer. Daher gibt es hier sehr gutes thailändisches, vietnamisisches, chinesisches (Nord und Süd), ... Essen — und phantastisches Sushi. (U.a. mit Geoduck.)

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Genauso findet man aber z.B. auch hervoragendes französisches oder italienisches Essen.

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Ich habe u.a. tolle Salate hier gegessen, wunderbares Wildschweinsteak, Crepe und geschmolzenen Camembert oder perfekten Fisch mit einwandfreiem aufmerksamen und unaufdringlichem Service.

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Sogar exzellentes Baguette, Croissants und Pain au Chocolat gibt es hier in der Bakery Nouveau.

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Und die Getränke? Dass ich die microbrews aus Seattle und Portland für die besten Biere der Welt halte, hat man ja vermutlich schon gemerkt.

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Doch wie sieht es mit dem Kaffee aus? Auch hier gibt es beides. Der amerikanische Standardkaffee ist eine relativ durchsichtige Angelegenheit. Dann gibt es Starbucks, die guten Kaffee groß gemacht haben. Vielen ist er jedoch viel zu stark geröstet, und auch die Zugabe von Sirup aller Arten ist nicht jedermanns Sache. (Obwohl ich z.B. den Pumpkin Spice Latte klasse finde.)

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Gerade in Seattle gibt es aber eine richtige Kaffeeszene mit vielen verschiedenen kleinen Cafes und Röstereien, die Kaffee produzieren, der es locker mit Italien aufnehmen kann.

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Manche nehmen es sogar sehr sehr genau damit. Obiges Foto zeigt ein "Cupping" bei den Stumptown Coffee Roasters, bei dem wir verschiedene Kaffeesorten riechen, schlürfen, schmecken konnten. Der Typ, der das ganze mit uns gemacht hat, war ein richtiger Kaffeefreak.

Fazit: Im Schnitt ist das Essen hier weniger gut würde ich sagen, auf der anderen Seite hatte ich hier aber auch einige der besten kulinarischen Erfahrungen, die ich je hatte. Trotzdem freue ich mich auch auf die europäische Küche.