Saturday, June 13, 2009

SIFF

Dieses Wochenende ist das letzte des SIFF — Seattle International Film Festival.

Gestern habe ich Alle anderen angeschaut, ab 18.6. in den deutschen Kinos. Es geht um ein Paar, das eine ganz seltsame Beziehung führt, die man nicht wirklich als liebevoll bezeichnen kann. Ich würde den Film auf keinen Fall nochmal sehen wollen, obwohl er war auf seine Art interessant war, wenn auch viel zu lang. Wer etwas masochistisch veranlagt ist und sich zwei Stunden lang unwohl fühlen möchte, der sollte den Film gucken.

Deutlich besser hat mit der kanadische Film West of Pluto gefallen. Offensichtlich mit minimalem Budget gedreht, fesselte der Film über die gesamte Länge. Dargestellt werden Szenen aus dem Leben pubertärer Jugendlicher aus der Franko-kanadischen Provinz Quebec. Ich habe viel geschmunzelt und gelacht, einiges über Quebec gelernt, gemerkt, dass das Französisch dort für mich völlig unverständlich ist, und über pubertäre Verhaltensweisen geschmunzelt, die ich selbst vermutlich auch an den Tag gelegt habe (und manchmal noch lege?).

Das Highlight bis jetzt war allerdings unbestritten Finding Bliss, ein Film aus Seattle, der deutlich professioneller daherkommt (1.5mn budget, Denise Richards und (wow!) Leelee Sobieski), aber trotzdem sehr ungewöhnlich ist. Es geht um Jody, eine Studentin, die Regisseurin werden möchte und aus Mangel an Jobangeboten eine Stelle als Cutter in einem Pornostudio annimmt. Abends dreht sie in dem Studio ihren eigenen Film. Der Film ist auf der einen Seite sehr amüsant, die schrillen Charaktere der Porno-Darsteller sind einfach klasse, auf der anderen Seite sehr nachdenklich, daJody ihren Weg zwischen Idealen und Realität finden muss und dabei viel über ihr verkorkstes ich lernt. Vor allem ist der Film aber eins — erfrischend explizit. Dass ich keinen Ausweis am Eingang zeigen musste (wie in jeder Bar hier) hat mich sehr überrascht.



Die nächste Überraschung kam nach dem Film: Die Dame vor uns erhob sich und ging nach vorne. Es war Julie Davis, die Regisseuring, die noch für eine Q&A-Session zur Verfügung stand. Sie konnte noch viel interessantes berichten. U.a. habe ich ein faszinierendes Detail der amerikanischen Filmeinstufung gelernt: Die Darstellung eines unerigierten primären männlichen Geschlechtsorgans ist im wesentlichen i.O. und führt lediglich zu einer R-Einstufung (Unter-18jährige müssen in Begleitung eines Über-21jährigen kommen), wird der Penis allerdings mit der Hand berührt, zieht das automatisch eine NC-17-Einstufung nach sich (keiner unter 18 mehr erlaubt). Gut, dass es dafür so genaue Regeln gibt.

A propos Regeln: Gestern bin ich das erste Mal nicht in eine Bar gekommen. Nachdem mein deutscher Führerschein bisher kein Problem war, wurde ich gestern belehrt, dass gemäß Washington State Law internationale oder nicht-amerikanische Führerscheine nicht ausreichend seien, um zu belegen, dass ich über 21 bin. Ich solle bitte den Reisepass mitbringen, oder zumindest eine Kopie. Dass eine Passkopie deutlich sicherer ist als ein Original-Führerschein leuchtet sicher jedem ein, oder?

Morgen zum Abschluss nochmal ein deutscher Film: Hinter Kaifeck mit Benno Fürmann und Alexandra Maria Lara. Ich bin gespannt.

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