Thursday, June 4, 2009

Amerikanische Autos

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"Die Amerikaner haben alle einen an der Klatsche und fahren fette Spritfresser-Autos." — so das gängige Vorurteil.

Aber mal ehrlich: Ich glaube bei gleichen Rahmenbedingungen wären wir nicht viel anders.

Was sind die Faktoren, nach denen wir ein Auto aussuchen?
1. Leistung
2. Komfort und Raumangebot
3. Sicherheit
4. Verbrauch
5. Parkplatztauglichkeit (besonders in der Stadt)

Dazwischen wägen wir ab. Nach dem Motto: 200PS wären toll, aber wir wollen uns ja nicht dumm und dämlich beim Sprit bezahlen. In den Van passt soviel rein, aber such damit mal in Köln einen Parkplatz. usw. usf.

Nun zur Situation in den USA. Das Land ist riesig, Parkplätze (außer in der Innenstadt) im Überfluss vorhanden, i.d.R. kostenfrei. Punkt 5 spielt also keine große Rolle.

Zwischen 1988 und 2000 lag der Spritpreis unter $2/gallon, das sind etwa 37ct pro Liter. (der Aufschrei war groß als sich die Preise letztes Jahr verdoppelten.) Halten wir fest: Sprit kostet fast nichts, Punkt 4 spielt keine Rolle.

Wonach würden auch wir "umweltbewussten" Europäer in dieser Situation ein Auto auswählen? Richtig. Größe, Komfort und Sicherheit. Ein Auto, wo viel reinpasst, mit ordentlich PS unter der Haube, Klimaanlage und einer erhöhten Fahrposition, die uns viel Überblick verschafft: das SUV. Nur folgerichtig, wenn die Autokonzerne genau so etwas bauen.

Hinzu kommt noch der Faktor, dass in ländlichen Gebieten nicht alle Straßen gut ausgebaut sind. Es gibt noch einige "gravel roads". Auf denen kommt man mit Geländewagen natürlich besser voran.

Dieser Bericht gibt einen sehr guten Überblick über das Geschäftsmodell SUV. Im Prinzip hat das ganze als Nischenprodukt angefangen. Ich spare mir hohe Entwicklungskosten für eine crashfeste Sandwichbauweise und nehme eine billige Lkw-Plattform, auf die ich eine fancy Fahrerkabine mit vielen Cupholdern baue. Auf den Preis schlage ich so richtig was drauf und schaue mal, wer das kauft. Bei den Verkaufszahlen, die alle Erwartungen sprengten, hat man das Konzept natürlich ausgebaut.

Die vermeintliche Sicherheit im Inneren von großen, schweren SUVs ist übrigens auch trügerisch: Es sterben relativ gesehen mehr Leute in schweren SUVs als in Mittelklassewagen. Auch dazu Details im verlinkten Bericht.

Ein Umsteuern kann m.E. nur über das Portemonnaie erfolgen. Sprit muss teurer werden. Nicht nur in den USA, auch bei uns. Fünf Euro pro Liter wären langfristig sinnvoll, denn ein solcher Preis würde die Ölreserven schonen, CO2 reduzieren, den ÖPNV unterstützen und die Entwicklung nachhaltiger Energierformen forcieren. Oder (um der Idee eines irisch-amerikanischen Arbeitskollegen zu folgen) man legt die indirekten Kosten des Öls (z.B. für den Irakkrieg) auf den Ölpreis um (Prinzip "total cost of ownership").

Das alles wird ein auf ein paar Jahre gewählter Politiker nur niemals einführen. Die Wahl ist im Zweifelsfall eben doch näher als das Hemd.

Und nun? "Cap und trade" ist z.B. ein guter Ansatz, hat aber auch seine Hintertürchen und bezieht vor allem Kfz nicht ein. Und Lkw (unter die die SUVs oft fallen) schon gar nicht. Ach ja, es gibt ja auch noch die Effizienzvorgaben für die Fahrzeugflotte. Das Ziel ist gut. Ich habe nur noch nicht verstanden, wie man das durchsteuern will.

2 comments:

  1. Aber nun zur wirklich spannenden Frage: "Wie viele Cupholder hat denn nun der Standard-SUV in Amiland? Und kann ich welche nachbestellen, wenn die mir nicht reichen?"

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  2. Ein Zitat aus diesem netten Artikel:
    "Some cars, like the newest model of the Dodge Caravan, came with as many as seventeen cupholders. Seventeen! The largest Caravan holds seven passengers. You don't have to be a nuclear physicist, or even wide awake, to work out that that is 2.43 cupholders per passenger. Why, you may reasonably wonder, would each passenger in a vehicle need 2.43 cupholders? Good question."

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