Monday, May 31, 2010

Der Deutsche an sich

...mag's ja gerne ordentlich. Hier ein –wie ich finde– genialer Auszug aus dem Buch Germany - Culture Smart!: the essential guide to customs & culture (anklicken für größere Version):

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Benediktinische Eier

Eine weitere von mir sehr geschätzte Variante des amerikanischen Frühstücks sind pochierte Eier. Die gibt es fast immer als eine Option auf die Frage "How would you like your eggs?".

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So richtig lecker wird's aber eigentlich erst, wenn man "Eggs Benedict" bestellt. Keine Ahnung, ob der Papst oder ein anderer Benedikt damit was zu tun hat, lecker ist's auf jeden Fall. Pochierte Eier unter Sauce auf Toast.

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Und hier die französisch angehauchte Deluxe-Variante mit Ziegenkäse.

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Wednesday, May 26, 2010

Trinkgeld

Restaurant-Angestellte sind nicht- oder unterbezahlt. Dafür gibt es das Trinkgeld. Allerdings deutlich großzügiger als bei uns: 15-20%, d.h. 15% als absolutes Minimum, mehr bei gutem Service.

Beispiel: Ein Essen kostet $22. Auf der Rechnung findet man dann einen Betrag von $24.09, denn es kommen noch 9.5% Steuern drauf. 15% Trinkgeld wären insgesamt $27.70, also würde man vermutlich $28 bezahlen. Es ist also Kopfrechnen angesagt.

Das mag dem Deutschen als üppiges Trinkgeld erscheinen, hier ist es aber ins Gehalt eingepreist. Nur die $24.09 zu zahlen wäre etwa so, als ob man in Deutschland das Restaurant verlässt und fünf Euro zu wenig auf dem Tisch liegen lässt. Selbst "nur" 10% Trinkgeld sind eine deutliche Ohrfeige an den Kellner wegen lausigem Service.

Der Preis, den man letztendlich zahlt, liegt also etwa 25% über dem, den man auf der Karte sieht. Für Besucher aus dem Euroraum ist das sehr praktisch, denn man kann sich den Preis auf der Karte einfach als Europreis vorstellen. Statt $22 einfach €22 lesen, das sind dann knap $30, und damit passt's.

Bei Getränken an der Theke gilt die Sonderregel: $1 pro Getränk als Trinkgeld.

Im Supermarkt, oder bei anderen "over-the-counter"-Dienstleistungen, also solchen, wo man einfach eine Ware bestellt und mitnimmt, gibt es kein Trinkgeld. Etwas diffuser ist die Sache bei den Zwischendingen. Auch waschechte eingeborene Amerikaner sind hier oft unsicher.

Eine gute Regel scheint zu sein: sobald man irgendetwas gebracht bekommt (außer an die Kasse) oder angefasst wird (Friseur etc.) ist ein Trinkeld angebracht, meist aber weniger, so um die 10%.

Wie sieht das nun bei einer Massage aus, wo ja quasi das Angefasst-Werden die einzige Dienstleistung ist? Ich wusste es auch nicht, also gefragt. Die Antworten könnten verschiedener nicht sein. Ein Laden machte folgende Rechnung auf (die auch per Aushang bekannt gegeben wurde): "Unser Preis ist $40. Das ist günstiger als der übliche Preis von $80, auf den das Tringeld der Fairness den Masseuren gegenüber bezogen werden sollte. 15% von $80 sind $12, daher empfehlen wir $10-$15." Ein anderer Laden sagte, "nicht nötig, wenn's gefallen hat, halt ein bißchen". Aha.

Es ist und bleibt ein Minenfeld, immerhin beruhigt mich, dass es auch von den Amis nicht alle in jeder Situation durchblicken.

Einwohnermeldeamt

Andere Länder, andere Sitten.

In Deutschland schreit man schnell wegen Datenschutz und Ähnlichem. Dafür findet man es total normal, immer die aktuelle Anschrift bei Vater Staat hinterlegen zu müssen.

Hier ist es umgekehrt. Das mit dem Datenschutz sieht man eher lax (schreibt man das so?), dafür ist die Einführung einer Meldepflicht fast undenkbar. Allein schon, dass es in Arizona jetzt so etwas wie Ausweiskontrollen bei Verdacht des unerlaubten Aufenthalts im Lande gibt, ist Diskussionsthema Nr. 1 und führt sogar dazu, dass die Stadt Seattle ein Boykott von Waren aus Arizona eingeführt hat.

Das erklärt dann auch, warum an der Grenze alles so genau kontrolliert wird. Wenn man einmal drin ist, ist man drin.

Ohne Einwohnermeldeamt sind einige Prozesse allerdings deutlich komplizierter. Ich erinnere mich an die grauen Haare, die mir gewachsen sind, um meinen Wohnort bei der Beantragung des Führerscheins zu belegen. Mangels Meldepflicht geschieht dies durch das Beibringen von Dokumenten wie Stromrechnung etc. Hatte ich ja alles nicht.

Heute wollte ich (schon ganz der Ami) eine zweite Kreditkarte beantragen (bzw. meine deutsche hierhin transferieren). Nachdem ich dem freundlichen Herrn der telefonischen Auftragsannahme meine Adresse und Bankverbindung mitgeteilt hatte, erwiderte dieser, dass er diese nun durch Anruf bei der Bank prüfen werden.

"Ok," dachte ich, "vielleicht hat die Bank ja eine spezielle Stelle für solche Fälle" und wartete geduldig. Kurz darauf war er wieder dran und hatte eine Telefonkonferenzschalte zwischen Kreditkartenunternehmen, meiner Bank und mir errichtet. Die freundliche Dame der Bank fragte ein paar persönliche Daten von mir ab, um meine Identität zu prüfen und bestätigte dann meine Adresse.

Erinnert mich irgendwie an das orientalische Hawala-Überweisungssystem oder an Empfehlungsschreiben. Wenn dich einer mal kennt, dann glauben's die anderen auch.

Interessanter Fakt an der Stelle: Meine Bank hat meine aktuelle Adresse weder jemals geprüft noch Post hierhin versandt. Soviel zur Sicherheit.

P.S.: Der Transfer meiner deutschen Kreditkarte wurde übrigens am Ende(!) des 20minütigen Telefoninterviews abgelehnt, weil ich diese erst weniger als ein Jahr hatte. Aha. Bei der Adresse schludern, Millionenkredite an Arme vergeben, aber da auf einmal pingelig...

Sunday, May 16, 2010

Frühstück

So sieht mein amerikanisches Lieblingsfrühstück aus: Spiegeleier, englisch Muffins mit Butter, und Hash Browns. Dazu Speck oder ein Streak.

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Doch auch dem europäischen Frühstück kann ich frönen. Leberwurst ("Braunschweiger" hier der Name) hatte ich ja schon länger gefunden, guten Importkäse gibt es auch. Jetzt muss ich nur noch Brötchen auftreiben. Baguette und halbwegs gutes Brot habe ich schon gefunden.

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Ein schönes Zitat aus Wikipedia: Braunschweiger (named after Braunschweig, Germany) is a type of liverwurst (pork liver sausage) which is nearly always smoked.

Warum Braunschweig?

Helmpflicht

Auf dem Fahrrad herrscht Helmpflicht. Vielleicht gar nicht so verkehrt, habe heute einen solchen gekauft und den Tag radelnd verbracht.

Beim Stöbern im Internet habe ich dann eine interessante Liste gefunden. Anscheinend ist die Existenz einer Helmpflicht nur durch lokale Verordnungen begründet. Daher gelten je nach Staat, County oder Stadt verschiedene Regelungen. So galt die Helmpflicht in King County schon 1993, allerdings —warum auch immer— ohne Seattle. Dort erst 2003.

Essen fahr'n und Farn essen

Abendessen im Cafe Flora. Vegetarische und vegane Küche. Die Speisekarte klang zunächst einmal nur halb spannend, aber der Laden soll ja gut sein, also rein.

Und es war gut. Aufmerksamer Service und Stoffservietten sowie chlorfreies Wasser haben für das Ambiente gesorgt. Die Gerichte waren phantasievoll kombiniert und adrett angerichtet — und lecker! Ich ärgere mich ein bisschen, dass ich keine Fotos gemacht habe.

Wer hätte gedacht, dass es eine gute Idee ist, Avokado im Bierteig zu frittieren und dazu Mangodip zu reichen? Oder Tofu mit einer Kokospanade zu überziehen?

Definitiv auf ausgefallensten war die Hauptspeise. Ravioli. Klingt erstmal ein bisschen langweilig. Allerdings gefüllt mit Brennesseln. Darüber eine Sahnesoße und Streifen Balsamico-Essenz. In der Mitte ein Klacks Rhabarber-Konfit. Eine wilde Kombination, aber superlecker. Und ihr wisst, dass ich beim Essen nicht soo leicht zu begeistern bin.

Den letzten Kick Exotik gab das "Gemüse", was es dazu gab: Fiddlehead Ferns, auf deutsch würde man vermutlich Farnwedel dazu sagen. Gibt's nur im Frühjahr und scheint in Deutschland relativ unbekannt zu sein, auf Wikipedia ist zumindest nichts dazu zu finden. Die kleinen gerollten Dinger werden in Salzwasser gekocht und schmecken leicht bitter und etwas schleimig. Wer die Okra-Schoten, die in der indischen Küche Verwendung finden, schon mal gegessen hat, weiß, was ich meine.

Zum Nachtisch Creme Brulee mit Holunderblüten, von denen ich allerdings ehrlich gesagt wenig geschmeckt habe.

Fazit: Nicht nur für Vegetarier phantastisch.

Saturday, May 15, 2010

Kirche

Am Freitag war ich auf einem Konzert, an dem Peters Frau mitgewirkt hat. Jüdische und christliche Choräle aus verschiedenen Epochen. Das ganze fand in der St. James Cathedral statt, einer sehr eindrucksvollen Kirche. Wie ich gerade auf Wikipedia lese, wurde der Bau 1905 begonnen und das ganze dann etwas schneller als beim Kölner Dom bereits 1907 eingeweiht.

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Interessant fand ich, wie das Spenden vor sich geht. Kein Klingelbeutel oder so. Nein, es gibt einen kleinen Umschlag, den man ausfüllen und beschriften kann. Damit sind dann Spendenquittungen ebenso möglich wie die Spende per Kreditkarte oder Scheck. Bemerkenswert ist auch die Tabelle mit den empfohlenen Spendenhöhen in Abhängigkeit des Jahreseinkommens.

Church

Mindestens ebenso gut ist allerdings das "Welcome Back"-Programm, welches verirrten Schafen einen Lehrgang zum Wiederfinden des richtigen Pfades anbietet.

Church

Das eifrige Missionieren scheint also gut institutionalisiert zu sein, immerhin hat es das Christentum schon bis zum meinem Standard-Thailänder geschafft. Man beachte auch, dass, ganz im Sinne des Calvinismus, Geld- und Glaubensfragen hier direkt Seite an Seite nebeneinander gedruckt wurden.

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Tuesday, May 11, 2010

Amerikanische Waschmaschine


Amerikanische Waschmaschine
Originally uploaded by fxp
So wird in den USA gewaschen. Es gibt zwar auch Waschmaschinen europäischer Bauart, aber meist findet man doch die amerikanische Variante.

Damit ihr es euch besser vorstellen könnt, hier ein kleines Video. Die Trommel wird zuerst mit viel Wasser befüllt, dann setzt der gründliche Waschgang ein (siehe Video). Nach 40min ist die Wäsche dann fertig und geschleudert.

Monday, May 10, 2010

Parken

Alles klar?

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Jetzt dürfte ja jedem glasklar sein, wann man da parken darf. Solche Schilder gibt's ab und zu mal. Fast unmöglich, die im Vorbeifahren zu deuten. Andererseits aber auch gut, da es fast die einzigen Stellen sind, um zu Stoßzeiten ein Parkschnäppchen zu machen.

Meine Neighborhood

Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich das hier.

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Hat eher was von einem Gewerbegebiet. Ganz in der Nähe ist auch die Autobahn, die ich als Arbeitsweg nutze: Die I-5, die sich quer durch Seattle (und nördlich bis Vancouver und südlich mindestens bis Portland) zieht.

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Und hier mein "Häuschen" nochmal von außen.

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Sieht schlimmer aus, als es ist. Denn das Gute ist wirklich die Lage. Ein paar Meter weiter wird es schon deutlich urbaner. (Wenn man die zwielichtige Greyhound-Busstation mal hinter sich gelassen hat.)

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Das Paramount-Theater, wo ich das erste Mal den "Wicked" gesehen habe, ist auch nicht weit.

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Und nach etwa 10 Minuten ist man zu Fuß am Pike Place Market. Während ich dahin gehe, höre ich die Möwen um die Hochhäuser kreisen und die Wasserflugzeuge, gerade vom Lake Union gestartet, über meinen Kopf fliegen.

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Das ist schon sehr nett, so nah an allem dran zu sein. In die andere Richtung, nach Capitol Hill, ist es ähnlich nah, nur etwas hügeliger. In gut 5 Minuten bin ich am "Baltic Room", wo die Bollywood-Parties stattfinden.

Jetzt muss ich mir überlegen, ob ich weiterhin im Industriegebiet mit toller Lage wohnen will — oder doch noch mehr in einem der In-Viertel, dafür aber länger zum anderen brauche.

Tuesday, May 4, 2010

Rückkehr

Da bin ich wieder. Genau ein Jahr und einen Tag später als meine letzte Ankunft bin ich wieder in Seattle gelandet.

Göttlicherweise hatte ich einen Flug in der Business Class, so dass ich die Reise in vollen Zügen (bzw. in geräumigen Fliegern) genießen konnte. Warme gebrannte Nüsse, Vier-Gänge-Menü, geile Kopfhörer (solche, die die Ohren warm halten, ich kenne den richtigen Namen dieser Bauweise nicht) und elektrisch verstellbare Schlafsessel. Und ich persönlich fand's ja auch toll, dass es Glasgläser (das nennt man jetzt wohl Tautologie), Besteck aus Metall und Stofftischdecken und Servietten gab.

Die Immigration in Seattle war (nach etwas Schlange stehen) auch schnell erledigt, es gab eigentlich kaum Fragen, und auch nur vier statt der sonst üblichen zehn Fingerabdrücke wurden genommen. Gespannt war ich ja am meisten, weil ich auf dem Importformular ein paar "ja" angekreuzt hatte. Lebensmittel dabei: ja. Tiere angefasst: ja. Da wurde kurz nachgefragt, war aber alles kein Problem.

Als Mietwagen habe ich einen Nissan Altima 2.5S bekommen. Komfortabel und fährt sich gut, aber leider etwas lang und sperrig, ein richtiges Schiff.

Dann zur Wohnung gefahren. Da kann ich es auf jeden Fall erst mal aushalten, bis ich eine richtige habe. Seht selbst. Das hier ist der Eingangsbereich, mit der Schlafnische links.


Das lustige an dem Gebäde ist (finde ich), dass die unteren fünf Etagen quasi die Hochgarage sind, darüber die Wohnetagen. Bis zur zehnten wohl Corporate Housing (so wie ich), in der elften dann Hausmeister, Vermietung, Sonnenterasse, Party-, Fernseh-, Fitneß- und Yogaraum. Darüber die regulär vermieteten Etagen. Das ganze Ding wurde erst im April eröffnet und ist dementsprechend noch ziemlich leer. Ich sehe kaum andere Leute da.

Der Fahrstuhl ist der Hammer. Beschleunigt rasant. Die ersten Male wurde mir da noch etwas anders, mittlerweile habe ich mich dran gewöhnt.

Das Haus liegt in einem Gebiet (Denny Triangle), was wohl gerade neu erschlossen wird. D.h. es ist relativ nüchtern, der Blick aus meinem Fenster zeigt mir Parkplätze, eine einsame schäbige Pizzeria, die amazon-Gebäude und einen klitzekleinen Teil der Stadtautobahn I-5.

Aber: Die Lage ist gar nicht schlecht und ziemlich zentral. Ruckzuck bin ich auf der Autobahn, und die Haupt-Einkaufsgegend liegt nur zwei Block entfernt. Zu Fuß bis zur Space Needle geht auch, und Bushaltestellen sind auch nicht weit entfernt. Erstmal habe ich mich im Nahe gelegenen Whole Foods ökologisch korrekt mit Lebensmitteln versorgt und dann man nächsten Tag die Umgebung erkundet. Doch das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden. (Na, wer erkennt das Zitat? Aus welchem Buch ist es?)