Wednesday, May 26, 2010

Trinkgeld

Restaurant-Angestellte sind nicht- oder unterbezahlt. Dafür gibt es das Trinkgeld. Allerdings deutlich großzügiger als bei uns: 15-20%, d.h. 15% als absolutes Minimum, mehr bei gutem Service.

Beispiel: Ein Essen kostet $22. Auf der Rechnung findet man dann einen Betrag von $24.09, denn es kommen noch 9.5% Steuern drauf. 15% Trinkgeld wären insgesamt $27.70, also würde man vermutlich $28 bezahlen. Es ist also Kopfrechnen angesagt.

Das mag dem Deutschen als üppiges Trinkgeld erscheinen, hier ist es aber ins Gehalt eingepreist. Nur die $24.09 zu zahlen wäre etwa so, als ob man in Deutschland das Restaurant verlässt und fünf Euro zu wenig auf dem Tisch liegen lässt. Selbst "nur" 10% Trinkgeld sind eine deutliche Ohrfeige an den Kellner wegen lausigem Service.

Der Preis, den man letztendlich zahlt, liegt also etwa 25% über dem, den man auf der Karte sieht. Für Besucher aus dem Euroraum ist das sehr praktisch, denn man kann sich den Preis auf der Karte einfach als Europreis vorstellen. Statt $22 einfach €22 lesen, das sind dann knap $30, und damit passt's.

Bei Getränken an der Theke gilt die Sonderregel: $1 pro Getränk als Trinkgeld.

Im Supermarkt, oder bei anderen "over-the-counter"-Dienstleistungen, also solchen, wo man einfach eine Ware bestellt und mitnimmt, gibt es kein Trinkgeld. Etwas diffuser ist die Sache bei den Zwischendingen. Auch waschechte eingeborene Amerikaner sind hier oft unsicher.

Eine gute Regel scheint zu sein: sobald man irgendetwas gebracht bekommt (außer an die Kasse) oder angefasst wird (Friseur etc.) ist ein Trinkeld angebracht, meist aber weniger, so um die 10%.

Wie sieht das nun bei einer Massage aus, wo ja quasi das Angefasst-Werden die einzige Dienstleistung ist? Ich wusste es auch nicht, also gefragt. Die Antworten könnten verschiedener nicht sein. Ein Laden machte folgende Rechnung auf (die auch per Aushang bekannt gegeben wurde): "Unser Preis ist $40. Das ist günstiger als der übliche Preis von $80, auf den das Tringeld der Fairness den Masseuren gegenüber bezogen werden sollte. 15% von $80 sind $12, daher empfehlen wir $10-$15." Ein anderer Laden sagte, "nicht nötig, wenn's gefallen hat, halt ein bißchen". Aha.

Es ist und bleibt ein Minenfeld, immerhin beruhigt mich, dass es auch von den Amis nicht alle in jeder Situation durchblicken.

1 comment:

  1. Nachtrag: Die Rechnung stimmt nur fast, denn das Trinkgeld wird am Betrag vor Steuern bemessen.

    Also mindestens 15% von $22=$3.30, Summe $27.39, vermutlich würde man wieder bei $28 landen.

    ReplyDelete